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Ungebetene Gäste im Bett

Eine laufende oder verstopfte Nase und gerötete Augen sind nicht immer Anzeichen einer Erkältung; sie sind auch Symptome einer Hausstaubmilbenallergie. Besonders in der kühleren Jahreszeit machen die eigentlich harmlosen Tierchen vielen Allergikerinnen und Allergikern zu schaffen.

Von Petra Kollbrunner, aha! Allergiezentrum Schweiz

Wer glaubt, er oder sie schlafe alleine im Bett, irrt gewaltig: Wir teilen unsere Matratze mit Abertausenden von Milben. Diese sind gerade mal einen Drittel eines Millimeters gross und von blossem Auge nicht sichtbar. Und sie plagen Allergiker-innen und Allergiker besonders jetzt in der kühleren Jahreszeit.

In allen Ecken und Winkeln

Die harmlosen Spinnentierchen ernähren sich von menschlichen sowie tierischen Hautschuppen und vermehren sich in feuchtwarmer Umgebung. Sie leben

auf Natur- sowie Kunstfasern, etwa in Teppichen, Polstermöbeln, Tierfellen –

und mit Vorliebe in unseren Matratzen, Duvets und Kissen. Kurzum: Sie wohnen in jedem Haushalt. Die gute Nachricht: «Hausstaubmilben sind kein Zeichen

mangelnder Sauberkeit und übertragen auch keine Krankheiten», beruhigt Sonja

Hartmann, Expertin von aha! Allergiezen-trum Schweiz.

Milbenkot als Allergieauslöser

Die schlechte Nachricht: Rund sechs Prozent der Kinder und Erwachsenen

in der Schweiz reagieren allergisch auf Hausstaubmilben. Und zwar mit Niesen,

einer laufenden oder verstopften Nase und geröteten Augen. Gerade morgens und in der kühleren Jahreszeit leiden Betroffene besonders stark. Die Auslöser der Allergie sind nämlich nicht die Milben selbst. «Es sind die Allergene im Milben-kot, die sich im Hausstaub verteilen», erklärt die Expertin. Weil der Kot in der Heizsaison schneller austrocknet und durch die Luft wirbelt, erhöht sich die Belastung – umso mehr da auch die Fenster zu sind.

Kaum zu glauben, aber in einem Teelöffel voll Schlafzimmerstaub stecken etwa 1'000 Milben und 250'000 winzigste Kotkügelchen.

Gründlich putzen, lüften und verpacken

 Es gibt jedoch einige Tricks, wie sich betroffene Menschen zuhause gegen

Hausstaubmilben wehren können. «Am Wichtigsten ist es, die Matratzen, Kissen

und Duvets in milbenallergendichte Überzüge zu packen, in sogenannte

Encasings», weiss Hartmann. Deren Gewebe ist so dicht, dass die Allergene aus dem Milbenkot es nicht durchdringen können. Da sich Milben auch in

Polstermöbeln mit Stoffbezügen sehr wohlfühlen, sollten Allergikerinnen und

Allergiker Möbel aus Leder und Kunstleder bevorzugen. Weitere Tipps der Expertin von aha! Allergiezentrum Schweiz: Regelmässiges Lüften hilft, vor allem im Schlafzimmer. Zudem nützt mit einem feuchten Tuch abstauben und Staub saugen sowie das Aufnehmen der Böden. «Weniger häufiges, doch gründliches Putzen ist besser als eine tägliche, oberflächliche Reinigung», rät Sonja Hartmann.

Keine Besserung in Sicht?

Wer trotz dieser Massnahmen weiterhin niest und nicht gut atmen kann, sollte unbedingt einen Arzt oder eine Spezialistin aufsuchen: Die Hausstaub-milbenallergie wird unter anderem mit Antihistaminika in Form von Nasen-sprays, Augentropfen oder Tabletten behandelt. Ausserdem gibt es die spezifische Immuntherapie (SIT). Dabei wird der Körper über längere Zeit, meist über drei bis fünf Jahre, an den Allergie-auslöser gewöhnt – bis er im besten Fall nicht mehr allergisch reagiert.

Hausstaubmilben: Auf ihren Kot reagieren rund 6 % der Bevölkerung allergisch.

Tipps für Betroffene

  • Encasings (allergendichte Überzüge) für Matratzen, Duvets und Kissen verwenden.
  • Bettwäsche regelmässig bei 60°C waschen.
  • Die Temperatur im Winter in den Wohnräumen zwischen 19 und 23 °C halten.
  • Die Luftfeuchtigkeit sollte im Winter in den Wohnräumen bei maximal 45 Prozent liegen.
  • Räume regelmässig kurz lüften – besonders auch bei kaltem Wetter.
  • Häufig Staub saugen, mit feuchtem Tuch Staub wischen und Böden feucht aufnehmen.
  • Staubfänger vermeiden.
  • Keine Grünpflanzen im Schlaf-zimmer aufstellen.
  • Keine Haustiere in der Wohnung halten.
  • Orte über 1200 m ü. M. sind wegen der trockenen, kalten Luft milbenarm.

Sonja Hartmann, Expertin aha! Allergiezentrum Schweiz (Foto: Luca Christen)